Skellig Michael

Letzte Änderung 10. August 2023

Karte in Google Maps

Abfahrt von Portmagee

Auf die Klosterinsel Skellig Michael kommt man nur mit einem Boot, das eine Lizenz für eine Skelling Michael Landing Tour hat. Die meisten starten vom Hafen in Portmagee, z.B. Skellig Rocks Cruises, Skellig Michael Tours, Murphy’s Sea Cruises oder Skellig Michael Boat Trips. Vom Pier in Ballinskelligs startet das Boot The Skelligs Force Awakens.

Zum Schutz der Klosteranlage ist die Anzahl Besucher pro Tag begrenzt. Nur etwa zehn Boote besitzen eine Lizenz, die es ihnen erlaubt, pro Tag maximal zwölf Personen nach Skellig Michael zu befördern.

Es empfiehlt sich deshalb sehr, eine Überfahrt zum Besuch des Klosters möglichst frühzeitig zu buchen. Geplante Fahrten müssen ausfallen, wenn die Küstenwache das Landen von Booten auf der Insel wegen des Wetter verbietet. Manchmal kommt es vor, dass Boote, die bereits losgefahren sind, umdrehen und zum Hafen zurückkehren müssen. Wenn eine rechtzeitige kostenfreie Stornierung möglich ist, sollte man auch in Erwägung ziehen, Überfahrten an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen zu buchen.

Überfahrt nach Skellig Michael

Eine Überfahrt von Portmagee zur etwa 18 Kilometer entfernten Skellig Michael dauert etwa 90 Minuten. Während der Fahrt müssen Schwimmwesten getragen werden und man kann durch die Gischt nassgespritzt werden. Sobald die kleinen Motorboote die offene See erreicht haben, beginnen sie zu rollen und zu stampfen. Die Schaukelbewegungen steigern sich mit der Windgeschwindigkeit, der Höhe der Wellen und der Kürze ihrer Aufeinanderfolge. Man sollte die rechtzeitige Einnahme eines Mittels gegen Seekrankheit in Erwägung ziehen.

Little Skellig

Nach 40 Minuten erreicht man die kleinere der beiden Inseln, Little Skellig, berühmt für ihre riesige Kolonie aus über 20.000 Tölpel-Paaren, die größte Brutkolonie Irlands und die zweitgrößte der Welt. Die Insel steht unter striktem Naturschutz. Landen ist dort verboten.

Skellig Michael, oder Great Skellig, wo im Südwesten die Gischt der Stürme Steine aus dem Haus des Leuchtturmwärters schlägt, 160 Fuß über dem ruhigen Meeresspiegel. Es gibt ein kleines Skellig, das mit Basstölpeln bedeckt ist – weiß von ihnen (und ihrem Guano), bedeckt mit schreienden Massen. Der Bass Rock ist im Vergleich dazu nur ein kleiner Brocken: Beide Skelligs sind gespitzt, betürmt, behelmt, gewölbt, gehöhlt, minarettiert; und diese gotischen Extravaganzen sind keine Kuriositäten der Inseln: sie sind die Inseln: Es gibt nichts anderes.

George Bernard Shaw in einem Brief vom 18. September 1910 (Übersetzung: Rolf Krane)

Skellig Lighthouse

Die Verluste von zwei Handelsschiffen zwischen der Bucht von Ballinskelligs und der Halbinsel Dingle aufgrund eines fehlenden Leuchtturms wurden zum Anlass genommen von 1820 bis 1826 zwei Leuchttürme auf Skellig Michael zu errichten. Man entschied sich für zwei, damit ein einzelner nicht mit dem Leuchtturm in Loophead im Norden oder dem auf Cape Clear Island im Süden verwechselt werden konnte.

Die Arbeiten an den steilen Wänden, die nicht nur an ruhigen Sommertagen stattfanden, waren technisch eine Herausforderung. Sie beanspruchten die Bauleute körperlich bis an ihre Grenzen und forderten ihren Mut und ihre Leidensfähigkeit heraus. Es mussten Steine gesprengt, Wege geschaffen, Wohngebäude und zwei Leuchttürme errichtet werden. Ihre Fertigstellung hatte einen hohen Preis. Ein Arbeiter kam bei einer Sprengung ums Leben. Es wurden Treppen und Anlegestellen zerstört, die von den Mönchen tausend Jahre zuvor mit einfacheren Hilfsmittel und unter größeren Anstrengungen geschaffen worden waren.

Der Betrieb des obere Leuchtturm wurde bereits 1870 eingestellt. Er war meist von Wolken oder Seenebel verhangen und durch die Errichtung eines weiteren Leuchtturms überflüssig geworden. In den 60-er Jahren wurde auch der untere alte Leuchtturm abgerissen und durch einen Neubau in 50 Meter Höhe über dem Meer ersetzt. Seit 1987 wird er automatisch betrieben.

Karte von Skellig Michael 1
Karte von Skellig Michael
© Christopher E. Brennen: Map of Skellig Michael. Letzte Änderung 25. September 2007

Ankunft auf Skellig Michael

Die Anlegestelle befindet sich im Blind Man’s Cove. Der Wellengang entscheidet darüber, ob die Küstenwache auf der Insel eine Landung für die Boote freigibt. Kommt der Wind aus östlicher Richtung, dann brechen sich hier die Wellen und ein Anlegen wird lebensgefährlich. Zum Glück kommt er meist aus westlicher Richtung. Ist die See ruhig, wie auf dem nachfolgenden Foto zu sehen, dann gelangt man sicher und mühelos an Land.

Aufstieg zum Kloster

Am Anfang der antiken Treppe zum Kloster müssen die Besucher warten, bis jemand von der Küstenwache erscheint und den Aufstieg freigibt, sofern es das vorhergesagte Wetter in den folgenden drei Stunden erlaubt. Mehr Zeit hat man nicht auf der Insel und wenn man Pech hat, muss man unten bleiben und auf die Rückfahrt warten. Bevor die Treppe freigegeben wird, gibt es eine Aufklärung über die Gefahren und Verhaltensregeln beim Aufstieg und Aufenthalt im Kloster. Für den Auf- und Abstieg über die 650 Stufen muss man jeweils etwa eine Stunde Zeit einrechnen, so dass für die Besichtigung des Klosters nur eine Stunde übrig bleibt.

Die Treppe ist eine von insgesamt vier Aufgängen, doch die einzige, die für Besucher freigegeben ist. Die Mönche haben sie aus dem Stein der Insel gehauen, befestigt und geschichtet. Die Arbeiten daran müssen Jahrzehnte gedauert haben. Die steile Treppe mit unregelmäßigen Stufen schlängelt sich in Serpentinen den Berg hinauf.

Nur wer schwindelfrei ist und keine Höhenangst hat, sollte sich auf einen Aufstieg zum Kloster einlassen und darauf vorbereitet sein, dass der schwierigste Teil der Abstieg ist.

Im Kloster Skellig Michael

Karte des Klosters Skellig Michael
Karte des ehemaligen Klosters auf Skellig Michael
© Sémhur aus: Wikimedia Commons unter Free Art License

Das antike Kloster wurde im 6. Jahrhundert gegründet und von zwölf Mönchen und einem Abt bewohnt. Sie lebten auf der kargen Insel völlig autark, bauten Zisternen, die das Regenwasser aus dem porösen Felsgestein sammelten und legten Gärten mit Gemüse und Kräutern an, aus denen sie aufgrund des milden Klimas zweimal im Jahr ernten konnten. Ansonsten lebten sie vom Fischfang, Seevögeln und deren Eiern.

Die ersten christlichen Mönche gingen als Einsiedler in die Wüste, die für sie ein Ort der Stille und Ruhe war. Abgesondert vom lärmenden Getriebe der Welt, konnten sie sich unmittelbar und ausschließlich auf Gott konzentrieren. So geht das Wort Mönch auf den griechischen Begriff „monachos“ zurück, der von „monos“ mit der Bedeutung „allein“, abgeleitet ist. Es scheint fast so, als hätten sich die irischen Mönche einen Ort nach dem Vorbild der ersten Mönche gesucht und in der endlosen Weite des offenen Meeres eine Entsprechung zur Wüste gefunden. Die Insel war ihr Gotteshaus, eine Kathedrale aus Felsgestein, und der South Peak ihr Glockenturm.

Die Mönche wohnten, beteten und arbeiteten in sogenannten Beehives, Bienenkorb förmigen Steinhütten, von denen sechs die Jahrhunderte überdauert haben. Die Wände bestehen ausschließlich aus trocken aufgeschichteten Steinen und sind ein bis zwei Meter dick. Weder Regen noch Wind können sie durchdringen.

Zwischen 795 und 833 versuchten die Wikinger einige Male die Insel zu erobern. Nach Meinung von Experten konnten die Mönche die Angriffe immer erfolgreich abwehren. Es ist lediglich überliefert, dass die Wikinger im Jahre 824 den Abt Eitgal entführen konnten, als er im Meer fischte.

Im 11. Jahrhundert verließen die Mönche aufgrund des kälter werdenden Klimas die Insel und zogen sich in ihr Kloster in Ballinskelligs zurück.

Abstieg vom Kloster

Es gibt zwei Plateaus unterwegs, um eine Pause einzulegen, die Flagstaff Area in 37 Meter und den Christ’s Saddle in 129 Meter Höhe.

The Wailing Woman

Auf der Flagstaff Area erhebt sich eine Statue, die aus dem Felsen gehauen wurde: The Wailing Woman [deutsch: Klageweib]

Skellig Michael als Drehort

The Spirit of St. Louis

Ihren ersten Auftritt auf der Leinwand hatten die Skellig Islands 1957 im Filmklassiker Lindbergh – Mein Flug über den Ozean von Billy Wilder [engl. Originaltitel: The Spirit of St. Louis], einer Verfilmung der ersten Alleinüberquerung des Atlantiks von New York nach Paris ohne Zwischenlandung.

aus; Spirit of St Louis, Billy Wilder, 1957

Herz aus Glas.

Die Abgeschiedenheit und Wildheit der Skellig Islands müssen auch Werner Herzog beeindruckt haben und so filmte er in den Klosterruinen 1976 die Abschlussszenen seines Film Herz aus Glas.

Star Wars

aus; Star Wars (Ende von Episode 7 und Anfang von Episode 8)

Zuletzt diente Skellig Michael in der Star Wars Saga als Drehort für eine Insel auf Ahch-To, einem Wasserplaneten, auf den sich Luke Skywalker zurückgezogen hatte. Rey, eine junge Schrottsammlerin, findet ihn dort am Ende von Episode 7 und wird von ihm in der nachfolgenden Episode 8 zum Jedi trainiert und eingeweiht. Seitdem gibt es einen regelrechten Ansturm auf Skelig Michael.

Initiationsriten auf Skellig Michael

Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert gab es junge Männer, die mit einem Ruderboot nach Skellig Michael übersetzen. Fünf Stunden dauerte die kräftezehrende Fahrt bei ruhigem Seegang. Die eigentliche Herausforderung aber war die Bewältigung eines waghalsigen Kreuzgangs durch das Felsenmeer der Insel, der über keine komfortable Steintreppe verfügte.

Der Weg bestand teilweise aus fast senkrechten Abschnitten in einer Höhe von 200 Metern über dem Meer. Machbar für einen erfahrenen Kletterer, aber kaum für den normalen Stadtmenschen. Grobe Hand- und Fußgriffe machten die Sache einfacher, aber es gab zwei schmale Spalten, durch die man sich quetschen musste. Eine davon wurde The Needles’s Eye, das Nadelöhr, genannt. Nichts für Nervöse oder Mollige. Hatte man diese hinter sich gelassen, gelangte man auf einem großen, glatten Felsbrocken, der sich ziemlich erschreckend und steil zum Meer hinunter neigte. Über dem Rand dieses Felsbrockens befand sich der sogenannte Spit, der Spieß, eine Natursteinsäule, die auf einem tafelförmigen Felsen von zwei Metern Breite stand. Von dort musste man einem schmalen Pfad folgen. Keine große Schwierigkeit, es ging nur darum, vorsichtig zu sein und keine Höhenangst zu haben. Hielt man sich so nah wie möglich an der Basis der Felswand, kam man nach etwa hundert Metern zu einem Felsschornstein. Hier waren Hand- und Fußgriffe in den Stein gehauen und man wurde beim Aufstieg durch den Schlot unterstützt, indem man den Rücken gegen den Felsen drückte. So gelangte man schließlich zur Spitze. Auf der anderen Seite stieg man kurz hinunter und fand vor sich, mit Blick auf die Klosteranlage, eine schmale, waagerechte Felsennadel. Diese erstreckte sich über fast fünf Meter. Man setzte sich rittlings darauf und rutschte zentimeterweise nach vorne bis zu einer Felsplatte, die auf dem Ende lag. The Eagle’s Nest war die letzte Station. Man küsste den Stein und hatte damit den Kreuzgang erfolgreich abgeschlossen.

So hatte der irische Poet Richard Hayward den Parcours 1950 in seinem Buch In the Kingdom of Kerry beschrieben. Die jungen Männer sollen diesen Kreuzgang zur Buße für ihre Sünden geklettert sein.

Vielleicht war es die christliche Abwandlung eines Initiationsritus vorausgegangener Kulturen, denn man hatte auch vorklösterliche Spuren auf der Insel gefunden. Mag sein, dass dort einst Druiden lebten, die Jungen mit einem ähnlichen Ritus initiiert und in den Kreis der Männer aufgenommen hatten.

Hast du jemals die Pilgerfahrt nach Skellig Michael gemacht? Wenn nicht, hast du Irland noch nicht gesehen.

George Bernard Shaw (aus: Bernard Shaw: A Life, S.250-251) – Übersetzung: Rolf Krane