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Das antike Kloster auf der irischen Insel Skellig Michael wurde im 6. Jahrhundert gegründet und von zwölf Mönchen und einem Abt bewohnt. Sie lebten auf der kargen Insel völlig autark, bauten Zisternen, die das Regenwasser aus dem porösen Felsgestein sammelten und legten Gärten mit Gemüse und Kräutern an, aus denen sie aufgrund des milden Klimas zweimal im Jahr ernten konnten. Ansonsten lebten sie vom Fischfang, Seevögeln und deren Eiern.
Die ersten christlichen Mönche gingen als Einsiedler in die Wüste, die für sie ein Ort der Stille und Ruhe war. Abgesondert vom lärmenden Getriebe der Welt, konnten sie sich unmittelbar und ausschließlich auf Gott konzentrieren. So geht das Wort Mönch auf den griechischen Begriff „monachos“ zurück, der von „monos“ mit der Bedeutung „allein“, abgeleitet ist. Es scheint fast so, als hätten sich die irischen Mönche einen Ort nach dem Vorbild der ersten Mönche gesucht und in der endlosen Weite des offenen Meeres eine Entsprechung zur Wüste gefunden. Die Insel war ihr Gotteshaus, eine Kathedrale aus Felsgestein, und der South Peak ihr Glockenturm.
Die Mönche wohnten, beteten und arbeiteten in sogenannten Beehives, Bienenkorb förmigen Steinhütten, von denen sechs die Jahrhunderte überdauert haben. Die Wände bestehen ausschließlich aus trocken aufgeschichteten Steinen und sind ein bis zwei Meter dick. Weder Regen noch Wind können sie durchdringen.














in 200 Metern über dem Meer















Ihren ersten Auftritt auf der Leinwand hatten die Skellig Islands 1957 im Filmklassiker Lindbergh – Mein Flug über den Ozean von Billy Wilder, einer Verfilmung der ersten Alleinüberquerung des Atlantiks von New York nach Paris ohne Zwischenlandung.
Die Abgeschiedenheit und Wildheit der Skellig Islands müssen auch Werner Herzog beeindruckt haben und so filmte er in den Klosterruinen 1976 die Abschlussszenen seines Film Herz aus Glas.
Zuletzt diente Skellig Michael in der Star Wars Saga als Drehort für eine Insel auf Ahch-To, einem Wasserplaneten, auf den sich Luke Skywalker zurückgezogen hatte. Rey, eine junge Schrottsammlerin, findet ihn dort am Ende von Episode 7 und wird von ihm in der nachfolgenden Episode 8 zum Jedi trainiert und eingeweiht. Seitdem gibt es einen regelrechten Ansturm auf die Insel. Es ist nicht der erste.
Zwischen 795 und 833 versuchten die Wikinger einige Male die Insel zu erobern. Nach Meinung von Experten konnten die Mönche die Angriffe immer erfolgreich abwehren. Es ist lediglich überliefert, dass die Wikinger im Jahre 824 den Abt Eitgal entführen konnten, als er im Meer fischte.
Im 11. Jahrhundert verließen die Mönche aufgrund des kälter werdenden Klimas die Insel und zogen sich in ihr Kloster in Ballinskelligs zurück.
Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert gab es junge Männer, die mit einem Ruderboot nach Skellig Michael übersetzen. Fünf Stunden dauerte die kräftezehrende Fahrt bei ruhigem Seegang. Die eigentliche Herausforderung aber war die Bewältigung eines waghalsigen Kreuzgangs durch das Felsenmeer der Insel, der über keine komfortable Steintreppe verfügte.
Der Weg bestand teilweise aus fast senkrechten Abschnitten in einer Höhe von 200 Metern über dem Meer. Machbar für einen erfahrenen Kletterer, aber kaum für den normalen Stadtmenschen. Grobe Hand- und Fußgriffe machten die Sache einfacher, aber es gab zwei schmale Spalten, durch die man sich quetschen musste. Eine davon wurde The Needles’s Eye, das Nadelöhr, genannt. Nichts für Nervöse oder Mollige. Hatte man diese hinter sich gelassen, gelangte man auf einem großen, glatten Felsbrocken, der sich ziemlich erschreckend und steil zum Meer hinunter neigte. Über dem Rand dieses Felsbrockens befand sich der sogenannte Spit, der Spieß, eine Natursteinsäule, die auf einem tafelförmigen Felsen von zwei Metern Breite stand. Von dort musste man einem schmalen Pfad folgen. Keine große Schwierigkeit, es ging nur darum, vorsichtig zu sein und keine Höhenangst zu haben. Hielt man sich so nah wie möglich an der Basis der Felswand, kam man nach etwa hundert Metern zu einem Felsschornstein. Hier waren Hand- und Fußgriffe in den Stein gehauen und man wurde beim Aufstieg durch den Schlot unterstützt, indem man den Rücken gegen den Felsen drückte. So gelangte man schließlich zur Spitze. Auf der anderen Seite stieg man kurz hinunter und fand vor sich, mit Blick auf die Klosteranlage, eine schmale, waagerechte Felsennadel. Diese erstreckte sich über fast fünf Meter. Man setzte sich rittlings darauf und rutschte zentimeterweise nach vorne bis zu einer Felsplatte, die auf dem Ende lag. The Eagle’s Nest war die letzte Station. Man küsste den Stein und hatte damit den Kreuzgang erfolgreich abgeschlossen.
So hatte der irische Poet Richard Hayward den Parcours 1950 in seinem Buch In the Kingdom of Kerry beschrieben. Die jungen Männer sollen diesen Kreuzgang zur Buße für ihre Sünden geklettert sein.
Vielleicht war es die christliche Abwandlung eines Initiationsritus vorausgegangener Kulturen, denn man hatte auch vorklösterliche Spuren auf der Insel gefunden. Mag sein, dass dort einst Druiden lebten, die Jungen mit einem ähnlichen Ritus initiiert und in den Kreis der Männer aufgenommen hatten.
Hast du jemals die Pilgerfahrt nach Skellig Michael gemacht? Wenn nicht, hast du Irland noch nicht gesehen.
George Bernard Shaw (aus: Bernard Shaw: A Life, S.250-251) – Übersetzung: Rolf Krane