Die Sparrenburg in Bielefeld

Letzte Änderung 3. März 2024

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Bielefelder Pass

Die Sparrenburg ist das Wahrzeichen von Bielefeld. Sie verdankt ihre Entstehung dem Bielefelder Pass, einem etwa 2,5 Kilometer langen Quertal des Teutoburger Waldes. Spätestens seit dem Mittelalter verlief dort eine Handelsstraße, auf der an einem Schlagbaum mit Gitter Wegzoll erhoben wurde. Um den Gatterbaum bildete sich ein Dorf, der heutige Stadtteil Gadderbaum.

Die Burg wurde vor 1250 durch die Grafen von Ravensberg auf dem Sparrenberg gegenüber des Johannisberg am nordöstlichen Ende des Passes erbaut. Sie diente zur Sicherung der Handelsstraße, des Zolls, als Wohnsitz der Landesherren und zum Schutz der um 1214 gegründeten Stadt Bielefeld.

Die Sparrenburg ist die größte Festung in Westfalen und in Norddeutschland eine der am besten erhaltenen Anlagen aus der Renaissance.

Bielefelder Pass

Nach der Erfindung des Schießpulvers wurde die Burg um 1550 zu einer Festungsanlage ausgebaut. Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde sie mehrfach belagert, aber nie erobert. Im 18. Jahrhundert verfiel sie und wurde als Gefängnis genutzt.

Im Zuge der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts gründete sich ein Bielefelder „Comité zur Wiederherstellung des Thurmes auf dem Sparenberge“, das 1842 auf den Grundmauern des alten Bergfrieds einen runden Aussichtsturm errichten ließ. 1879 erwarb die Stadt Bielefeld die Anlage vom preußischen Staat als touristische Attraktion und ließ ein neues Palasgebäude im neugotischen Stil erbauen. Es wurde 1888 mit einem Festsaal, Restaurant und Museumsräumen eröffnet.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg als Flakstellung genutzt und bei einem Luftangriff 1944 schwer beschädigt. Nur der Turm blieb unversehrt. Nach dem Krieg wurde die Anlage von 1948 bis 2008 in mehreren Etappen restauriert.

Die Biele­felder Bürger­stif­tung initi­ierte 2005 die Aktion Ein Stein für die Burg. Spender konnten einen Pflaster­stein – auf Wunsch mit eingraviertem Namen gegen einen Aufpreis – für eine neue Wegepflasterung auf dem Burg- und Festungs­gelände erwerben. Die Steine wurden auf dem Wind­mühlen- und dem Kiek­statt­rondell verlegt.

Gerhard Schröder, der bis 2005 Bundeskanzler war, gehörte ebenfalls zu den Spendern. Er hatte ab 1965 das Westfalen-Kolleg in Bielefeld besucht und dort 1966 das Abitur bestanden.

Zugang zur Sparrenburg

Man erreicht die Sparrenburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln z.B. über die Linie 1 der Stadtbahn bis zur Haltestelle Adenauerplatz. Von dort aus geht man zu Fuß etwa eine Viertelstunde (850 Meter, 50 Höhenmeter) weiter bis zur Burg.

Wer mit dem Pkw anreist, parkt am besten auf dem Parkplatz unterhalb der Sparrenburg. Er befindet sich unterhalb der nordöstlichen Festungsmauer und ist kostenpflichtig.

Der einzige Zugang für Besucher in die Burg führt über die Brücke.

Burginnenhof

Über den Burgvorhof gelangt man durch einen Torbogen in den Burginnenhof. Rechts befindet sich das Besucher-Informations-Zentrum (BIZ) mit einem Kiosk am Ende des Gebäudes. Es wurde 2014 als erste Anlaufstelle für Besucher eingerichtet. Das Gebäude mit einer Fassade aus Stampfbeton wurde von dem renommierten Schweizer Architekt Max Dudler entworfen.

Im Gebäude auf der linken Seite ist das Restaurant Sparrenburg untergebracht.

Im Zentrum des Innenhofs steht eine Statue zu Ehren des Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620–1688). Die Arbeit des Bildhauers Fritz Schaper wurde 1900 als ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) an die Stadt Bielefeld in seiner Anwesenheit aufgestellt und feierlich übergeben.

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Vor der Mauer rechts unterhalb des Turms ist eine Figur aufgestellt, die aus dem Barock-Giebel des Hauses Alter Markt 8 stammt. Das Gebäude befand sich ehemals im Besitz des stadtbekannten Carl Wilhelm Bock (1845-1909), Inhaber der „Korbwaaren-Fabrik C.W. Bock“, die neben allen Arten von Körben auch Kinderwagen, Schlitten und Möbel fertigte. Bock war viele Jahre Stadtverordneter, von 1897 bis 1903 Magistratsmitglied, engagierte sich in der Freisinnigen Volkspartei und war an der Gründung der liberalen Wochenzeitung Der Wächter beteiligt. Darüber hinaus war er im Vorstand des Krankenhauses und als Armenbezirksvorsteher tätig.

Rundgang über die Rondelle

Vom Innenhof ausgehend empfiehlt sich ein Rundgang um die Burg über die vier Rondelle, die runden Eckbastionen der Befestigungsmauer, beginnend mit dem Marienrondell, über das Kiekstattrondell und das Windmühlenrondell bis zum Schusterrondell.

Marienrondell

Das Marienrondell in der Südost-Ecke der Festung ist etwa 20 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 32 und eine Mauerdicke von 7-8 Meter. Mit seinem Bau wurde wahrscheinlich im Jahre 1538 begonnen.

Wie es zur Bezeichnung der einzelnen Rondelle kam, ist bis heute nicht geklärt. Man nimmt jedoch an, dass das Marienrondell seinen Namen einem Marienbild verdankt, das bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts auf dem Rondell stand.

Insbesondere wenn es dunkel wird und man zusehen kann, wie unten in der Stadt die Lichter angehen, ist die Sparrenburg ein romantischer Ort. Und so haben Liebespaare an den Geländern rund um die Sparrenburg zahlreiche Liebesschlösser befestigt, denn in Bielefeld gibt es keinen bedeutenden Fluss und damit auch keine Brücke, die dafür geeignet wäre. Besonders viele Schlösser findet man an dem Geländer um das Marienrondell.

Zeughaus

Auf dem Weg über die Festungsmauer, die das Marienrondell mit dem Kiekstattrondell verbindet, kommt man vorbei an den Überresten des Zeughauses, dessen Grundmauern erst bei Grabungen im Jahr 2008 entdeckt wurden. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende zweistöckige Gebäude hat eine Länge von 55 und eine Breite von 15,4 Meter. Es wurde beim Ausbau der Burg zur Festung errichtet und diente zur Lagerung von Kriegsausrüstung: Kanonen, Büchsen und Munition.

Kiekstattrondell

Die ursprüngliche Geschützplattform des Kiekstattrondells aus dem 16. Jahrhundert wurde bei Grabungen im Herbst 2007 entdeckt. Sie ist mit Sandsteinplatten gepflastert, die in elf konzentrischen Ringen um einen Lüftungsschacht angelegt sind, und war mit Kanonen bestückt, von denen vier im Jahr 1631 bezeugt sind. Der heute mit einer Metallplatte abgedeckte Schacht sorgte dafür, dass der Pulverdampf aus weiteren Kanonen in dem darunter liegenden Geschützraum nach oben entweichen konnte.

Das Rondell in der Nordost-Ecke der Festung eignete sich aufgrund seiner Lage insbesondere, um den Bielefelder Pass und die Stadt zu beobachten [plattdeutsch: kieken], die von dort oben sowohl geschützt wie militärisch kontrolliert werden konnten. Als vorgeschobene Baukörper ermöglichten dieses Rondell und sein benachbartes Windmühlenrondell nicht nur, den Pass zu beschießen, sondern auch Angriffe auf die Festungsmauern, die Kurtinen, abzuwehren.

Windmühlenrondell

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Als im 15. Jahrhundert Kanonen als Angriffs- und Verteidigungswaffen eingesetzt wurden, musste die Burg besser gesichert werden. Im Nordwesten, außerhalb der mittelalterlichen Anlage, ließen die Herzöge von Kleve ab 1535 einen frei stehenden Geschützturm errichten, der über eine Treppenanlage mit der Burg verbunden war.

Mit dem Ausbau zur Festung Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Turm als Rondell einbezogen. Wegen seiner ungeschützten Lage mehrere Meter von der Nordwest-Ecke entfernt, wurde er durch eine vorgebaute Bastion, den Scherpentiner, gesichert.

Schusterrondell

Das Schusterrondell sicherte die Burg zusammen mit dem Marienrondell gegen Angriffe von der Bergseite des südlichen Teutoburger Waldes.

Die Verteidiger mussten sich nicht nur gegen feindlichen Beschuss sichern, sondern von der Burg aus auch das Vorfeld von möglichen Angreifern frei halten. Rondelle waren dafür besonders geeignet. Sie ermöglichten der Burgbesatzung, von den Plattformen und ihren darunterliegenden Geschützräumen aus sowohl ins Umland wie entlang der eigenen Festungsmauern, den Kurtinen, zu schießen, ohne diese selbst zu gefährden.

Scherpentiner

Der Scherpentiner [lateinisch: serpent, deutsch: Schlange] ist ein spitz zulaufendes Festungswerk zur Sicherung des Windmühlenrondells und der Südwestmauer. Die Bezeichnung kommt nur in Verbindung mit der Sparrenburg vor und bezieht sich auf die dort aufgestellten Feldschlangen, Kanonen, die Eisenkugeln verschossen.

Errichtet wurde der Scherpentiner ab 1556 durch den italienischen Baumeister Alessandro Pasqualini (1493-1559). Lag die Blütezeit der Rondelle im Spätmittelalter, so war der Scherpentiner als spitze Bastion, ein typisches Festungsbauwerk der Renaissance.

Auf dem Turm

Der untere Teil des heutigen Turmes gehört zum mittelalterlichen Bergfried. Im Grundriss hat er eine tropfenähnliche Gestalt mit einem Grat, der zur Hauptangriffsseite, der Bergseite des südlichen Teutoburger Waldes, ausgerichtet ist. Kanonenkugel, die von dort abgeschossen wurden, konnten so über den Grat zur Seite abgelenkt werden. Der obere Teil mit rundem Grundriss wurde 1842 Jahrhunderts mit Spenden Bielefelder Bürger als Aussichtsturm aufgebaut. Seine Höhe bis zur Kante der Zinnen beträgt 31,5 Meter, bis zur Spitze des Fahnenmasts 45,2 Meter.

Der Aussichtsturm kann heute von Besuchern während der Öffnungszeiten bestiegen werden. Man benötigt dafür eine Zugangs-Münze pro Person, die man im Informationszentrum bekommt.

Nach einem mühsamen Aufstieg über 120 Treppenstufen gelangt man zur Aussichtplattform mit einem Zinnenkranz und wird belohnt mit einer fantastischen Aussicht.

Für ein außergewöhnliches Picknick mit Ausblick kann der Turm von 2-5 Personen eine Stunde lang privat reserviert werden, inklusive eines ostwestfälischen Picknick-Pakets mit Snacks und Getränken.

In den Kasematten

Der Brunnen ist der Ausgangspunkt einer geführten Tour durch die Kasematten, das 300 Meter lange unterirdische Gang- und Raumsystem der Sparrenburg. Bei der etwa einstündigen Führung erhalten die Besucher einen spannenden Einblick in die Geschichte der Burg und einen Eindruck von den Lebens- und Arbeitsbedingungen der dort untergebrachten Söldner bei der Verteidigung der Festung vor feindlichen Eroberungen.

Bevor es in die Kasematten geht, erfahren die Besucher interessante Details über die Geschichte und den Bau des 61 Meter tiefen Brunnen, der zur mittelalterlichen Burg gehört. Lediglich der heutige Brunnenkopf und das Dach mit der Seilwinde sind 1967 ergänzt worden.

Dann geht es über einer Tür auf der Rückseite des Restaurantgebäudes in einen Zugangstunnel zu den Kasematten der Burg. Die Besucher passieren dicke Steinmauern, dunkle Verliese und enge Lichtschächte.

Unter den Geschützplattformen der Rondelle befinden sich Geschützräume mit Schießkammern zur sogenannten Bestreichung der Festungsmauern. Die unterirdischen Geschützräume der Rondelle sind durch Gänge miteinander verbunden.

Die Tour macht Halt im Geschützraum des Schusterrondells, wo sich eine Geschützkanone und ein Schutzraum für die Kanoniere befindet, die von dort die Kanonen zündeten und vor den rückstoßenden und manchmal explodierenden Kanonen geschützt waren.

Weiter geht es in die Backstube. Wer mag, kann in den Ofen kriechen. Am Ende führt die Tour in einen Versorgungstunnel, über den die Burg von außen mit Material und Nahrungsmittel beliefert werden konnte, mit seinen zahlreichen Sicherungen bei einer Erstürmung. Schließlich landet die Gruppe im Kerker der Söldner.

An den einzelnen Stationen erfahren die Besucher in einer unterhaltsamen Weise Beeindruckendes und manchmal Bedrückendes über die erbärmlichen Bedingungen, unter denen die Verteidiger einst leben und kämpfen mussten.

Winterquartier für Fledermäuse

Von Anfang November bis Ende März sind die Kasematten geschlossen, um die Fledermäuse zu schützen, die dort überwintern. 15 von 20 in Nordrhein-Westfalen heimischen Fledermausarten leben zu unterschiedlichen Zeiten im Fauna-Flora-Habitat der Burg. Die größtenteils frostfreien Kasematten bieten ideale Bedingungen für ihr Winterquartier.

Sparrenburgfest

Am letzten Wochenende im Juli findet auf der Sparrenburg ein mittelalterlicher Jahrmarkt statt, mit Handwerk und Handel, Speis und Trank, Ritterspielen und Musik, Gesang und Gaukelei.

Hermannslauf

Die Sparrenburg ist auch das Ziel des Hermannslauf. Der 1972 zum ersten Mal ausgetragene Volkslauf findet jährlich am letzten Sonntag im April statt. Ausgangspunkt ist das Hermannsdenkmal in Detmold.

Der Lauf führt über eine Distanz von 31,1km durch anspruchsvolles, sehr hügeliges Gelände, mit insgesamt etwa 515 Höhenmetern und 710 Meter im Gefälle. Den Streckenrekord hält seit 2011 der Läufer Ezekiel Jafari Ngimba aus Tansania mit einer Zeit von 1:40:58.

Animation des Streckenverlaufs

Erobere die Burg!