Pontal da Carrapateira

Letzte Änderung 27. November 2025

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Carrapateira Windmühle
© Mike Finn 4. März 2014, Quelle: Flickr
Freigestellt: 16:9, Lizens: CC BY 2.0.

Die Ortschaft Carrapateira

Die Ortschaft Carrapateira gehört zur Gemeinde Aljezur und wurde im 12. Jahrhundert während der Reconquista gegründet. Um die Küste gegen maurische Freibeuter aus dem heutigen Marokko zu verteidigen, errichtete man dort im Jahr 1673 eine Festung. Später betrieb man von Carrapateira aus Walfang, bis der katastrophale Tsunami von 1755 die tiefliegenden Teile des Ortes zerstörte. Wie im Umland zwischen Sagres und Lissabon, besiedelte man anschließend höher gelegene Zonen.

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Meeres- und Heimatmuseum in Carrapateira

Die Dorfbewohner sind stolz auf ihre Herkunft und haben ihren Traum verwirklicht, das Land ihrer Geburt zu ehren. So wurde 2008 das Meeres- und Heimatmuseum Museu do Mar e da Terra da Carrapateira eröffnet. Es ist ein lebendiger Ort, an dem die Geschichte jener Menschen, die eng mit Land und Meer verbunden ist, auf die Einzigartigkeit der lokalen Natur trifft.

Heute ist der Ort wegen der nahegelegenden Strände Praia da Bordeira und Praia do Amado bei Surfern und Bodyboardern sehr beliebt.

Der Rundweg am Pontal da Carrapateira

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Der Rundweg am Pontal da Carrapateira, einer dem Ort vorgelagerten Landzunge, ist weit mehr als nur eine einfache Küstenwanderung. Als einer der 24 reizvollen Rundwege der Rota Vicentina bietet er auf rund zehn Kilometern eine intensive Begegnung mit der wilden Natur und der tief verwurzelten Geschichte der Costa Vicentina. Er ist ein Schaufenster der dramatischen Atlantikküste, an der zerklüftete Klippen, weite Dünenlandschaften und ein tiefblaues Meer aufeinandertreffen.

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Pontal da Carrapateira
Quelle: www.wiportugal.org
Wanderung Aljezur AJZ PR9

Carrapateira ⇢

Ausgangspunkt und Ziel des etwa 11,5 Kilometer langen Rundweges ist das Zentrum von Carrapateira. Für die leichte bis moderate Wanderung mit weniger als 100 Höhenmetern über Sand- und Kieswege sowie über Holzstege benötigt man etwa drei bis vier Stunden. Beschrieben wird eine Wanderung entgegen dem Uhrzeigersinn.

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Carrapateira Dorfzentrum
© Mike Finn 4. März 2014, Quelle: Flickr
Freigestellt: 16:9, Lizens: CC BY 2.0.

Praia da Bordeira

Zunächst geht es von Carrapateira aus über Sandwege durch eine Dünenlandschaft zum Praia da Bordeira. Er gilt mit seinen harmonischen Mustern aus Sand, die sich im Wechselspiel von Wind, Gezeiten und Süßwassersedimenten bilden, als einer der schönsten Strände der Algarve und beeindruckt insbesondere bei Ebbe durch seine Breite und Weitläufigkeit.

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Für Surfer ist er ideal, da er konstante Wellen und einen Zugang zum offenen Atlantik bietet. Mit einem weitläufigen, harmonisch geformten Sandstrand von über drei Kilometern Länge und sanft bewachsenen Dünen wird der Strand von einem Bach, dem Ribeira da Carrapateira, durchflossen, der sich gemächlich bis zu seiner Mündung schlängelt.

Oberhalb des Strandes befindet sich ein Aussichtspunkt, von dem aus man einen wundervollen Blick auf den Strand und die umliegenden Felsformationen hat.

Entlang der Steilküste

Die charakteristischen geologischen Formationen des Pontal da Carrapateira sind typisch für die Costa Vicentina. Über Jahrtausende hinweg haben Erosion, Regen und Meerwasser steile Felsen, sandige Dünenlandschaften und überraschende Höhlen geschaffen. Nicht lösliche Anteile im Kalkgestein sorgen für den auffälligen Kontrast zwischen weißen Felsen und rotlehmigen Ablagerungen. Die Flora ist sehr widerstandsfähig und umfasst viele endemische Arten, die dem salzigen Wind trotzen.

Gefährliches Entenmuschelsammeln

Der große Concheiro [deutsch: Hügel aus Muschelresten] an der Mündung der Praia da Bordeira ist ein bedeutender archäologischer Fund, aus dem Jahr 2003. Ursprünglich befand er sich nördlich des Strandzugangs, erstreckte sich bis zur Felsspitze und enthielt Keramikfragmente sowie zwei kleine Netzgewichte. Einzigartig ist der Fund schildkrötenförmiger Panzer.

Concheiros sind die Überreste saisonaler Lagerplätze prähistorischer Gemeinschaften aus dem Mesolithikum (8500–5500 v. Chr.). Jene Jäger- und Sammlergemeinschaften waren nicht mehr ständig nomadisch unterwegs, sondern ließen sich im Sommer an den Küsten nieder. Muscheln waren ihre Hauptnahrungsquelle. Die Costa Vicentina bot reichlich Fisch, Austern, Herz-, Jakobs- und Entenmuscheln sowie andere Krustentiere. Unter den aufgefundenen Werkzeugen zum Fischfang und Sammeln von Meerestieren befanden sich raffinierte Angelhaken, Netze und Harpunen.

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Entenmuscheln
[portugiesisch: Perceves]

Entenmuscheln gelten in Portugal und Spanien als Krustentier-Delikatesse, die besonders für ihren zarten, essbaren Stiel geschätzt werden. Sie wachsen in Kolonien an Felsen im Gezeitenbereich, insbesondere dort, wo die Brandung am stärksten tobt. Hier, in der tosenden Gischt, findet man die größten und begehrtesten Exemplare. Trotz ihres Namens sind es keine Muscheln, sondern Rankenfußkrebse und somit näher mit den Garnelen verwandt.

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Entenmuschelsammler
[portugiesisch: Perceveiro]

Das Sammeln der Perceves gilt als äußerst gefährlich und lebensbedrohlich. Die Perceveiros müssen sich an steilen Klippen abseilen und in der starken Brandung arbeiten, oft nur bei Ebbe und sehr tiefem Niedrigwasser. Sie riskieren dabei ihr Leben, um die begehrten Tiere mit speziellen Werkzeugen von den Felsen abzukratzen. Weltweit sterben etwa fünf Menschen pro Jahr beim Ernten von Entenmuscheln. Wegen ihrer Seltenheit und der gefährlichen Ernte erzielen sie sehr hohe Preise.

Atemberaubende Aussichtspunkte

Der Weg schlängelt sich über staubige Pfade und bequeme Holzstege entlang der Steilküste. Hier sind die geologischen Formationen spektakulär: Rot und orange gefärbte Felsen stürzen bis zu 90 Meter tief ins Meer ab, wo die Wellen des Atlantiks unaufhörlich gegen die Küste branden. Die Route bietet ständig neue, atemberaubende Aussichtspunkte.

Restaurant Sítio do Forno

Das Restaurant Sítio do Forno oberhalb des Portinho de Pesca do Forno ist ein kulinarisches Juwel am Pontal da Carapateira. Es liegt hoch über einer Klippe, oberhalb eines Fischerhafen und bietet einen spektakulären Blick auf den Atlantik und die raue Küstenlandschaft, der besonders beim Sonnenuntergang beeindruckt.

Das Restaurant ist weithin bekannt für seine authentische, traditionelle portugiesische Küche, bei der frisch gefangener Fisch und Meeresfrüchte im Mittelpunkt stehen. Gäste können sich am Eingang den fangfrischen Fisch des Tages aussuchen, der dann oft auf traditionelle Weise im Holzofen [portugiesisch: Forno] zubereitet wird, was den Gerichten ihren unverwechselbaren, leicht rauchigen Geschmack verleiht.

Die Atmosphäre des Restaurants ist rustikal und herzlich. Während der Innenraum gemütlich eingerichtet ist, lädt die Terrasse an warmen Tagen zum Bleiben ein. Neben gegrilltem Fisch und Meeresfrüchten bietet die Speisekarte auch regionale Spezialitäten wie das berühmte Gericht Cataplana. Das Sítio do Forno ist ein beliebter Treffpunkt, der sowohl bei Einheimischen als auch bei Surftouristen hoch im Kurs steht, die eine ehrliche und köstliche Mahlzeit in einer atemberaubenden Umgebung suchen.

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04 24 Carrapateira 40 Restaurante Sitio Do Forno
Terrasse des Restaurant Sítio Do Forno 
© Kyle Taylor 7. April 2009
Quelle: Wikimedia Commons
Freigestellt: 16:9, Lizens: CC BY 2.0.
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Portinho de Pesca do Forno
[deutsch: Kleiner Fischerhafen von Forno]

Die Fischersiedlung Ponta do Castelo

Die historische Bedeutung des Pontal da Carrapateira reicht weit zurück. Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet bereits in der Altsteinzeit besiedelt war. Ein besonders faszinierendes historsches Zeugnis ist das Povoado Islâmico de Pescadores, ein Fischerdorf aus dem 12. bis 13. Jahrhundert, das durch Ausgrabungen auf einer hohen Klippe am Meer unmittelbar südlich der Einfahrt zum Hafen von Porto do Forno freigelegt wurde.

Neun Wohngebäude wurden identifiziert, von denen nur noch die Überreste vorhanden sind. Diese bestanden aus einem einzigen Raum mit rechteckigem Grundriss und waren aus Lehm auf einem Steinfundament erbaut. In einigen Gebäuden wurden Überreste von Feuerstellen, zerbrochene Keramik, die jedoch noch in ihrem ursprünglichen Verbund erhalten waren, sowie Angelhaken, Netzgewichte und Überreste von Meeres- und Landtieren gefunden. Die Siedlung Ponta do Castelo [deutsch: Ort der Festung] ist die erste Fischersiedlung aus muslimischer Zeit in Portugal, die untersucht wurde. Am gleichen Ort wurde im 17. Jahrhundert die Festung errichtet.

Die Fundstücke und die Lage der Wohngebäude deuten darauf hin, dass es sich um eine Siedlung von Fischern handelte. Neben Landwirtschaft und Viehzucht nutzten die Bewohner die Meeresressourcen saisonal. Dies führte zu einer agro-maritimen Wirtschaft, wie sie im vergangenen Jahrhundert an der Algarve noch weit verbreitet war.

Aufgrund der starken Winde und der hohen Luftfeuchtigkeit, die dort fast das ganze Jahr über herrschten, waren die Wohnbedingungen in dieser Siedlung auf dem Vorgebirge sehr schlecht. Möglicherweise diente die Siedlung auch als Meeresbeobachtungsstation für den Walfang, denn dort wurde ein Walknochen ausgegraben. Diese Meeressäuger sind heute aus dem Meer der Algarve verschwunden, waren in Garb al-Andalus jedoch einst reichlich vorhanden.

Der Rundweg an der Küste endet im Süden am Praia do Amado, einem weitläufigen Sandstrand, der von malerischen Felsformationen und grünen Hügeln eingerahmt wird. Er ist vor allem als Hotspot für Surfer und Bodyboarder bekannt, da die starken Atlantikwellen ideale Bedingungen bieten.

Mehrere Surfschulen haben sich dort angesiedelt und es finden regelmäßig Wettbewerbe statt. Trotz seiner Beliebtheit ist der Strand nicht überlaufen und hat seinen authentischen, leicht abgelegenen Charme bewahrt. Holzstege führen zu den verschiedenen Strandbereichen und in der Saison wird eine Snackbar betrieben.

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Praia do Amado (im Hintergrund)

⇢ Carrapateira

Anstatt dem Rundweg bis zum Praia do Amado weiter zu folgen, gelangt man vom Restaurant aus über den Fischerpfad auf direktem Weg wieder zurück nach Carrapateira. Der Weg führt durch landwirtschaftliche Flächen mit beeindruckenden (amerikanischen) Agaven.