Entrücktes Unkel

Letzte Änderung 3. Februar 2024

Die Stornierung eines Airbnbs in Königswinter aufgrund eines Wasserschadens brachte mich in eine Ferienwohnung in der Freiligrathstraße in Unkel. Was bedeutet Freiligrath? Diese Frage beschäftigte mich, seitdem ich dort eingetroffen war. Die Antwort fand ich auf einem Spaziergang durch den verträumten Ort am unteren Mittelrhein zur blauen Stunde, in der die Zeit schien stehengeblieben zu sein.

Willy Brand (1913-1992), vierter Bundeskanzler der BRD von 1969 bis 1974 und Friedensnobelpreisträger von 1971, lebte von 1979 bis zu seinem Tod in Unkel, wo er in seinem Wohnhaus Auf dem Rheinbüchel 60 am 8. Oktober 1992 verstarb.

Am 20. März 2011 wurde das Willy-Brandt-Forum am Willy-Brand-Platz eröffnet, das an sein Leben und Schaffen erinnern soll. Die Hauptattraktion der Ausstellung ist sein ehemaliges Arbeitszimmer, das originalgetreu nachgebaut wurde.

Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der BRD von 1949 bis 1963, verbrachte im PAX-Gästehaus von 1935 bis 1936 neun Monate im Exil, nachdem er von den Nationalsozialisten aus dem Regierungsbezirk Köln ausgewiesen worden war.

Heinrich Böll (1917-1984), einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit und Nobelpreisträger für Literatur 1972, verfasste dort Anfang der 1950er Jahre seinen Roman Haus ohne Hüter.

Ferdinand Freiligrath (1810-1876), ein deutscher Dichter des Vormärz, der auch Trompeter der Revolution genannt wurde, lebte von 1839 bis 1840 im heutigen, nach ihm benannten Freiligrathhaus, wo er ein Leben als freier Schriftsteller begann.

Zeitweise lebte er dort mit einigen Freunden, darunter Levin Schücking, in einer der frühesten von demokratischen Freiheitsidealen geprägten Wohngemeinschaften Deutschlands.

Das war ′ne heiße Märzenzeit,
Trotz Regen, Schnee und alledem!
Nun aber, da es Blüten schneit,
Nun ist es kalt, trotz alledem!
Trotz alledem und alledem

Ferdinand Freiligrath, aus: Trotz alledem!